Die Optionen im Blick behalten – Vororientierung!

Die Qualität einer Aktion hängt maßgeblich von der Vororientierung ab.

Im internationalen Spitzenfußball erfolgt das Lösen von komplexen Spielsituationen unter höchstem Zeit-, Raum- und Gegnerdruck. Deshalb stellen Dynamik und Präzision entscheidende Erfolgsfaktoren dar. Die Vororientierung hilft dabei, den Druck zu reduzieren und die Aussichten für die Folgeaktionen zu verbessern.

Das Spielkompetenzmodell

Fast jede erfolgreiche Aktion im Fußball ist das Produkt einer Prozesskette. Am Anfang steht die Wahrnehmung der Spielsituation. Die Spieler müssen ihre Umgebung anhand der Positionen und Bewegungen der Mit- und Gegenspieler sowie des Balles erfassen und analysieren. Im nächsten Schritt folgt die Entscheidung für eine Lösung, die sich aus individuellen Präferenzen und der jeweiligen Spielauffassung und -konzeption ergibt. Abschließend wird die getroffene Entscheidung motorisch umgesetzt, z. B. durch einen Pass oder Schuss. Die Qualität der variablen Anwendung der Basistechniken bestimmt hierbei entscheidend die Dynamik und Präzision und letztlich den Erfolg der Aktion.

Vororientierung

Das Spieltempo des Spitzenfußballs hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Die Spieler sind physisch nahezu austrainiert und fähig, über die ganze Spielzeit eine hohe Intensität zu halten. Zudem sind die Mannschaften dank detaillierter Spielanalysen in der Lage, sich dem Gegner mit maßgeschneiderten Defensivkonzepten anzupassen und diese umzusetzen. Folglich sind die Spieler einem immer höherem Zeit-, Raum- und Gegnerdruck ausgesetzt. Doch wie finden sie trotz der steigenden Ansprüche die beste Lösung einer jeweiligen Situation?

Ein Schlüssel liegt in der kognitiven Schnelligkeit und damit in der Wahrnehmungsfähigkeit. Durch eine in der Situation richtige Vororientierung kann der Spieler den Druck reduzieren und einen Aktionsvorsprung erreichen. Dafür muss er die Spielsituation bereits vor seinem ersten Ballkontakt überblicken und möglichst viele Informationen für Lösungsoptionen sammeln. Hier hilft oftmals ein ‘Schulterblick’, um offene Räume, freie Mitspieler oder anlaufende Gegenspieler zu erfassen. Eine offene Körperstellung in Spielrichtung vergrößert das Blickfeld zusätzlich und ermöglicht eine schnelle Spielfortsetzung, da weniger Kontakte für die Umsetzung der Entscheidung nötig sind.

Die Vororientierung verschafft dem jeweiligen Spieler folglich ein größeres Zeitfenster, beschleunigt seine Entscheidungsfindung und erleichtert die anschließende technische Ausführung. So kann die übergeordnete DFB-Leitlinie „Wir finden unter Zeit-, Raum- und Gegnerdruck die beste Lösung!“ erfüllt werden.

Wenn ich ein Zuspiel erhalten, habe ich mich vorher bereits umgeschaut und weiß, ob ich Platz habe, um mich zu drehen, oder ob ich einen Gegner im Rücken habe. […] Es klingt einfach, aber diese Fähigkeit zu beherrschen, ist sehr schwierig. So überlebe ich im Spiel, obwohl ich körperlich nicht stark oder groß bin.

XAVI

Quelle: https://www.dfb-akademie.de/vororientierung-die-optionen-im-blick-behalten/-/id-11008663